Sauerbiere

Was ist Sauerbier? Über Berliner Weisse & Gose

Sommer, Sonne, Sauerbier! Die deutschen Sauerbiere Berliner Weiße und Gose haben eine lange Tradition. Jetzt erleben sie ihr Comeback – auch international. Doch was genau steckt hinter den säurebetonten Stilen?

In der Craft-Bierszene jagt ein Trend den nächsten. Neben New England IPAs und Brut IPAs erfreuen sich aktuell vor allem auch Sauerbiere größter Beliebtheit.

Zwar pflegen die Belgier seit jeher eine ungebrochene Tradition mit ihrer Vielfalt an Lambics, aber auch in Deutschland gibt es bewährte saure Bierstile.

Was ist eigentlich ein Sauerbier?

Als Sauerbier gelten alle säuerlichen Biere. Gewöhnlich sind das deutsche Bierstile wie Berliner Weisse und Gose oder belgische Sauerbiere wie spontanvergorene Lambics, Geuze und Fruchtbiere. Die Säure kommt von einer speziellen Hefe- und / oder Bakteriengärung und macht die Biere zur perfekten spritzig-sauren Erfrischung im Sommer.

Deutsche Sauerbiere sind zurück

Am bekanntesten ist wohl die Berliner Weiße, die angeblich schon Napoleon als „Champagner des Nordens“ bezeichnete. Vor rund 300 Jahren soll es in der Stadt an der Spree mehr als 200 Brauereien gegeben haben, die nur diese spezielle Art von Weiße produzierten – dann starb der Bierstil nahezu aus.

Auch wenn heute die meisten Leute die Berliner Weiße nur als Touristenattraktion in Kombination mit pappsüßen Himbeere-, Kirsch- oder Waldmeistersirups kennen, erlebt sie durch die Craft-Beer-Bewegung gerade eine wahre Wiedergeburt.

Das gilt auch für die Gose. Für traditionelle Braumeister ist der Erfolg dieser Spezialitäten nur schwer zu begreifen, zumal saure Biere auch heute noch häufig als „umgekippt“ oder schlecht gelten. 

Was genau ist eigentlich Berliner Weisse?

Eine Berliner Weisse ist ein obergäriges Bier auf Weizenbasis, das mit Hefe und Milchsäurebakterien vergoren wird. Ein helles, säuerlich-erfrischendes, leichtes Getränk für den Sommer.

Übrigens dürfen nur in der Hauptstadt gebraute Biere auch so genannt werden. Deshalb setzten vor allem in Berlin Craft Brauer darauf, der Hauptstadt ein Stück Kultur zurück zu geben, indem sie die Weiße als modernes Kultgetränk inszenieren.

Berliner Weisse BRLO

Berliner Weisse von BRLO © Seren Dal

Berliner Weisse - Kulturerbe der Hauptstadt

Einer der ersten war Oliver Lemke vom Brauhaus Lemke

Lemke Budike Weisse

Oliver probierte sich bereits vor mehr als zehn Jahren an diesen knackig-spritzigen Bierstil. Damals kam die Weiße aber noch nicht wirklich gut an. Seine Neuinterpretation namens „Budike Weisse“ jetzt dafür umso mehr. Mit ihr konnte Lemke sogar schon Preise bei renommierten Wettbewerben einheimsen.

BRLO: Berliner Weisse am Gleisdreieck 

Neben der Berliner Brauprominenz wie Stone Brewing, Schneeeule und Brewbaker, brachte auch das Kreativ-Team von BRLO eine schlanke, 4-prozentige Berliner Weiße auf den Markt, die vor allem im Sommer schön erfrischt und nach Milchsäure sowie Zitrusfrüchten schmeckt.

ONKEL braut mit Rhabarber

Mit einer Rhabarber Weiße startete in Düsseldorf unlängst auch Phillip Roberts unter der Marke ONKEL Bier durch. Allerdings bezeichnet er sein Bier als „Weiße nach Berliner Vorbild“. Sie duftet säuerlich und fruchtig. Am Gaumen zeigt sich eine frische, aber milde Säure mit Aromen von Grapefruit, Pfirsich, Holunderblüte und Rhabarber. Zudem offenbart sich ein weißweinähnlicher Geschmack. Roberts will damit auch Craft-Novizen den Einstieg in die säurebetonten Biere verhelfen.

Und was ist nun Gose?

Ein weiteres traditionelles deutsches Sauerbier, das gerade wiederbelebt wird, ist die Gose. Geburtsort war vermeintlich die Kleinstadt Goslar im Harz. Schon 1332 wurde der Stil dort am Flüsschen Gose gebraut.

Goslau: Geburtsstadt der Gose

Goslau ist die eigentliche Geburtstadt der Gose.

So richtig etabliert hat sich diese Typologie – die ursprünglich mit Salz, manchmal auch mit Koriander oder Muskatnuss aromatisiert ist – aber erst später im Raum Leipzig und wird daher auch häufig „Leipziger Gose“ genannt. Dann geriet auch dieser Bierstil mehr oder minder in Vergessenheit.

Die Gasthausbrauerei „Bayerischer Bahnhof“ in der sächsischen Stadt sorgt seit Jahren wieder tatkräftig dafür, dass dieses Traditionsgetränk lebendig bleibt und freut sich über die rege Nachfrage. 

Neuinterpretationen der Gose

Inzwischen hat die Leipziger Braustätte auch fernab der sächsischen Landeshauptstadt fleißige Unterstützer gewonnen.

Gose aus Baden

Auch die Braumanufaktur Welde aus Plankstatt bei Heidelberg führt eine Badisch Gose im Portfolio. Der hellgelbe Sud betört mit einem sanften Duft nach Banane, Zitrone und Koriander. Auf der Zunge zeigt sich eine mineralische Süße, die zarte Säure steht im Hintergrund.

Nordisch Gose

Eine eher milde Elbe Gose braut auch Oliver Wesseloh, Chef der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg. Mit überraschenden Aromen wartet daneben aber auch eine moderne Interpretation mit Sanddornfrüchten, die das Bier durch Beigabe der gelben Beeren noch etwas herb gestaltet.

Trend der Sauerbiere - wie geht es weiter?

Mit solchen Craft-Varianten wird den deutschen Sauerbieren eine große Zukunft prophezeit. Kein Wunder also, dass sich der Trend zur Berliner Weiße und Gose inzwischen rund um den Globus fortsetzt.

Auch andere Nationen wie Brasilien, Finnland oder die USA nehmen die deutschen Bier-Oldies neuerdings als Vorbild für ihre Eigeninterpretationen. Wer die internationalen Spielformen einmal probiert hat, wird feststellen, dass bei deutschen Sauerbieren aromatisch kaum Grenzen gesetzt sind.