Beer Trends 2019

Biertrends 2019Was wird dieses Jahr getrunken?

Welche Biere trinken wir 2019? Sauer? Hopfig? Alkoholarm? Oder etwas ganz anderes? Nathan hat neun renommierte Bierexperten aus fünf Ländern nach ihren Prophezeiungen gefragt. Hier sind sie – die Biertrends für 2019!

Nina Anika Klotz (Deutschland)

Einfach gutes Bier

Nina Klotz

Nina Anika Klotz ist Biersommerlière, Gründerin und Herausgeberin von hopfenhelden.de und Autorin des Buches „99 mal Craft Beer“.

2019 wird frisch! Hopfen bleibt sicherlich die Lieblingszutat Deutschlands wilder und kreativer Brauer, ABER Malz wird 2019 mehr Aufmerksamkeit bekommen.

2018 wurde gesagt, dass Malz der neue Hopfen ist - 2019 werden wir schmecken, was das für unser Bier bedeutet.

Das heißt, eine Erleichterung für unsere Geschmacksknospen - denn Hopfen wird nicht mehr durchgehend dominieren und wir erleben neue gute malzige Biere von nahezu jeder Sorte.

Wir besinnen uns zurück zu den Wurzeln. 2018 gab es bereits glorreiche IPLs (India Pale Lager, oft als hopfengestopftes Helles beschrieben) und ich denke, davon können wir mehr erwarten. Yeah! Aber auch dem guten alten Pilsner wird wieder neue Aufmerksamkeit geschenkt. Es gibt eine Reihe hervorragender Interpretationen dieses Bierstils und immer mehr Brauer werden sich auch daran versuchen.

Wenn alles gut läuft, werden wir 2019 etwas entspannen, der Craft-Hype wird zurückgehen und wir werden wieder über „einfach gutes Bier“ sprechen und nicht darüber, ob das Label „Craft“ verdient ist oder nicht. Lasst uns mit einfach guten Bieren anstoßen. Gemeinsam. (Denn die Zeit verlangt nach einem Zusammenkommen: Love, drink, repeat!)

Rick Kempen (Niederlande)

Den Geschmack wieder ernst nehmen

Rick Kempen ist Biersommelier bei „Het Bierplein“, Bierblogger und Autor des Buchs „Beer“.

Ob es wirklich den „Geschmack 2019“ geben wird, bezweifle ich. Fassgereifte Biere haben ihre Fans, es bleiben die Hopfenliebhaber und „sauer“ wird nicht länger als „altbacken“ gesehen – kurz gesagt: Wir haben von allem ein bisschen. Ich denke sogar, dass der „durchschnittliche Biertrinker“ hier seinen Platz einnimmt:  Es muss nicht explizit nach etwas Bestimmten schmecken, es muss nur „einfach gutes Bier“ sein. Vielleicht lässt sich der Geschmack 2019 eher so beschreiben: 

 Wir nehmen den Geschmack wieder ernst.

Meiner Meinung nach verdienen Lagerbiere (untergärige Biere) 2019 mehr Aufmerksamkeit, besonders Pilsner. Prickelnd, hopfig, idealerweise in „Keller-“Qualität (ungefiltert und unpasteurisiert). So gewinnt der Malzgeschmack, der so unterschiedlich und abwechslungsreich wie Hopfen und Hefe sein kann, an Aufmerksamkeit. 

In einem Satz: 2019 wird das Jahr der Bierqualität und dem werden alle (niederländischen) Brauereien ihre Aufmerksamkeit schenken.

Adrien Tierney-Jones (Großbritannien)

IPAs in allen Variationen

Adrien Tierney-Jones

Adrian Tierney-Jones ist der englische „Beer Writer of the Year 2017“ und Redakteur für verschiedene britische Biermagazine.

Ich frage mich, was nach dem Brut IPA als nächstes kommt. Alkoholfreies IPA? Oyster IPA? Es kommen immer mehr Hopfensorten auf den Markt, das bedeutet: fruchtige, saftige Biere.

IPA in allen Variationen – das wird der Geschmack 2019.

Auf der einen Seite erwarte ich eine Rückbesinnung zum weniger ausgeprägten Geschmack, auf der anderen Seite erwarte ich etwas Neues. Ich vermute eine Rückkehr zu den klassischen untergärigen Bierstilen (Helles und Pilsner) mit ausgeprägtem Hopfencharakter.

Außerdem werden immer mehr Brauereien ein kleineres Sortiment haben. Mehr und mehr Brauer werden eine Berliner Weisse (vermutlich mit Fruchtfleisch) und vielleicht sogar obskure alte Stile aus Deutschland (Adambier), den Niederlanden (Kuyt) oder Belgien (Gruit) probieren.

Mehr Aufmerksamkeit verdient 2019 definitiv das English Style IPA – das Original, gereift in klassischen, neutralen Holzfässern, keinen alten Whiskeyfässern oder so etwas.

Mareike Hasenbeck (Deutschland)

Herkömmliche Stile kreativ interpretiert

Mareike Hasenbeck Mareike Hasenbeck ist internationale Biersommelière, Gründerin von feinerhopfen.com und Bierjournalistin für verschiedene Medien. 

Als Bierjournalistin und Biersommelière beobachte ich, dass Craft-Brauer neben hocharomatischen und stark alkoholischen Sondersuden auch immer mehr auf leichte, alkoholfreie und traditionelle Bierstile wie Pils, Helles oder Weißbier setzen, die sie aber modern und keinesfalls langweilig interpretieren. Meist verwenden die Kreativköpfe dafür spannende Aromahopfensorten, um diesen herkömmlichen Stilistiken neues Leben einzuhauchen. 

Der Trend im kommenden Jahr geht ganz klar noch stärker in Richtung Drinkability.

Ich bin der Meinung, dass sich Sauerbiere in den Sommermonaten als genussvolle Erfrischung durchsetzen und Craft-Brauer zunehmend ganz besondere Aromaspiele kreieren, indem sie mit verschiedenen, zum Teil noch völlig unbekannten Hefen experimentieren.

Hervé Loux (Frankreich)

IPA bleibt, Sauerbier kommt

Hervé Loux

Hervé Loux ist Journalist, der sich auf Bier spezialisiert hat, internationaler Biersommelier und einer der treibenden Kräfte hinter der France Beer Challenge.

Auch 2019 werden wir IPAs trinken, aber ich denke, dass der Bierstil nicht mehr wachsen wird – eher stabilisieren oder gar leicht sinken.

Der Trend 2019 geht zu Sauerbieren!

Das begrüße ich sehr, denn ein gutes Sauerbier verdient diese Aufmerksamkeit. Außerdem wird immer mehr mit lokal angebautem Hopfen und lokal gemälztem Getreide gebraut.

Es wird auch noch mehr „Collaboration Brews“ geben. Nicht nur die Anzahl der Brauereien wird wachsen, auch die Bierspezialitäten und die Bierfestivals werden (in Frankreich) stark zunehmen. Kurzum: Es wird ein großartiges Bierjahr mit mehr Abwechslung und Platz für Craft Beer!

Sofie Vanrafelghem (Belgien)

Zwischen Allgemeinheit und Bierlovern

Sofie Vanrafelghem

Sofie Vanrafelghem ist Master Biersommelière. Sie arbeitet weltweit als Bierberaterin, schreibt für „Het Laatste Nieuws“, ist Autor von fünf Büchern und wurde wiederholt zur Bierpersönlichkeit des Jahres gekürt.

Es bleibt eine große Kluft zwischen der Allgemeinheit und den „Bierlovern“. Die meisten Menschen haben noch nie von Saison, Gose, Imperial Stout oder einem Barley Wine gehört. Das bedeute nicht, dass sie dafür nicht offen sind, aber:

Unbekanntes wird einfach nicht geliebt. Deshalb glaube ich nicht an den einen Geschmack 2019.

In der Bierwelt denke ich, dass die Wertschätzung für Sauerbiere zunehmen wird und die Brauer dahingehend auch experimentierfreudiger werden.

Generell werden wir einen großen Schritt nach vorne machen, wenn auch die Allgemeinheit versteht, dass Bier mehr als nur Lagerbier, Blond und Tripel (typisch belgische Stile) ist.

Ich sehe auch eine Entwicklung im Bereich Bier & Essen. Immer mehr Restaurants und Köche wagen den Schritt zu einem Menü mit individuellen Biersorten, wir sind aber noch nicht bereit Bier mit Wein gleichzustellen. „Change is gonna come…“ sang einer meiner Lieblingskünstler und ich glaube, er hat recht.

Mark Dredge (Großbritannien)

Hopfen, Hopfen, Hopfen

Mark DredgeMark Dredge ist Autor verschiedener Bierbücher und UK Beer & Travel Writer of the Year 2016.

Ich hätte nicht vorhersagen können, dass Fruit IPAs oder trübe, saftige IPAs populär werden und auch das Brut IPA hat 2018 niemand kommen sehen. Wer weiß also, was 2019 uns bringt…

Ich denke, es wird viel Hopfen dabei sein.

Hauptsächlich aufgrund der überaus fruchtigen Aromen. Es wird trockener und bitterer denn je und vielleicht sogar klar anstatt trüb.

Wir haben 2018 schon einige hopfige Lager gesehen. Ich denke (und hoffe), dass diese 2019 in IPLs (India Pale Lagers) oder extra gehopften Pilsnern wieder aufkommen. Ich habe 2018 viele Biere mit wenig bis gar keinem Alkohol verkostet und denke, auch das wird 2019 so weitergehen.

Ich persönlich bin außerdem großer Fan von kleineren Brauereien, die klassische Stile brauen, aber einen kleinen Twist einbauen, zum Beispiel modernen Hopfen verwenden. Oft denkt man, dass jeder nur die neuesten und ungewöhnlichsten Craft Beer trinkt - die meisten bevorzugen aber immer noch ein gutes, einfaches, helles Lagerbier. Und da gibt es heutzutage zum Glück viel mehr Auswahl.

Luc De Raedemaeker (Belgien)

Ausgewogen und gut trinkbar

Luc De Raedemaeker

Luc De Raedemaeker ist Biersommelier, Direktor der Brussels Beer Challenge und Autor in verschiedenen belgischen Magazinen.

Der Geschmack 2019 werden ausgewogene, leicht bittere und gut trinkbare Biere.

Kurz gesagt: Alkoholarme Biere mit Geschmack.

Auch alkoholfreie Biere werden weiterhin wachsen. Nicht ohne Grund gewannen VandeStreek mit ihrem alkoholfreien IPA „Playground“ den Preis der „europäischen Offenbarung“ bei der letzten Brussels Beer Challenge.

Meiner Meinung nach erhalten klassische englische, deutsche und belgische Bierstile 2019 mehr Aufmerksamkeit. Diese traditionellen Biere verdienen mehr Respekt der neuen Bierkonsumenten. Es sind Biere, die gut ausbalanciert sind – das ist eine wichtige Qualität im Bier, die oft vergessen wird.

Yvonne van Houtum (Niederlande)

Neue Stile und Mixe

Yvonne van Houtum

Yvonne ist internationale Biersommelière, Gründerin von Bierliefde.nl und Bierjournalistin für verschiedene Magazine.

Im kommenden Jahr werden die Regale auf jeden Fall mit noch mehr Bierdosen gefüllt sein und es werden mehr alkoholfreie und alkoholarme Biere auf den Markt kommen. Der Trend „Bier am Tisch“ geht auch weiter: Die richtige Bierempfehlung zum Gericht oder gar komplette Bier- und Speisemenüs.

Wir sagen es bereits seit einigen Jahren, aber kann 2019 das Jahr der Sauerbiere sein?

Ich bin sehr gespannt, welche neuen Stile und Mixe wir probieren werden. Im Moment bin ich zum Beispiel Fan des Brut IPAs: Ein hopfiges IPA mit dem trockenen Körper eines Champagners. 

Fazit: Das wird der Geschmack 2019

Fassen wir zusammen: Hopfen und IPAs bleiben, untergärige Bierstile wir Pilsner und Helles werden eine Renaissance erleben und der Wachstum von alkoholarmen und alkoholfreien Bieren ist nicht aufzuhalten. Aber auch Sauerbiere werden einen größeren Platz einnehmen, vor allem im Sommer!

Trotzdem wird das IPA weiterhin ein sehr wichtiger Stil in der Bierwelt bleiben! Ich sage ein New England Black Brut Session Fruit IPA als Höhepunkt der IPA-Innovation voraus: Dunkle Farbe, ungefiltert, sehr trocken, wenig Alkohol, wenig Bitterkeit, besonders fruchtig durch Grapefruitsaft und voller Hopfenaromen. Und es wird ein Kveik IPA geben - weil wir definitiv mehr von dieser Hefe hören werden. 

Ich hoffe aber auch, dass wir uns neben all diesen innovativen IPAs auf das traditionelle IPA zurückbesinnen. Einfach gut gehopft mit einer festen Malzbasis - in perfekter Balance.

Was sicher ist: Wir können uns 2019 definitiv auf ein spannendes Bierjahr freuen!

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